Küsten als „Klimaschützer"

Die Küstenökosysteme in acht von zehn Weltregionen sind eine Netto-Treibhausgas-Senke. Das heißt: In diesen Regionen ist die Aufnahme von Kohlendioxid (CO2) stärker als die Emissionen von Methan und Distickstoffmonoxid (Lachgas). Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie unter der Leitung der australischen Southern Cross University mit Beteiligung des Helmholtz-Zentrums Hereon, des Leibniz-Zentrums für Marine Tropenforschung (ZMT) und des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel. [...]

Treibhausgase bewirken eine Erwärmung des Weltklimas. Doch von tropischen Lagunen bis zu polaren Fjorden, von Mangrovenwäldern in der Gezeitenzone bis zu Seegraswiesen unter Wasser weisen viele Küsten weltweit eine immense Vielfalt an Treibhausgas-Senken und -Quellen auf. Diese wurden bisher nur unzureichend quantifiziert. Aus unterschiedlichen Studien an 738 Standorten, die über einen Zeitraum von 1975 bis 2020 publiziert wurden, haben die Forschenden einen Datensatz zusammengestellt und verglichen. Spezielle Merkmale wie Klima und Hydrologie sowie das Vorkommen von Pflanzen bestimmen, ob eine Küstenregion Treibhausgase aufnimmt oder abgibt.

Ökosysteme sind der Schlüssel zur Senke

„Zu verstehen, wie und wo Treibhausgase in Küstenökosystemen freigesetzt und absorbiert werden, ist ein wichtiger erster Schritt zur Umsetzung wirksamer Klimaschutzstrategien", sagt die Erstautorin und Leiterin der Studie Dr. Judith Rosentreter, Senior Research Fellow an der Southern Cross University in Australien. Der Schutz und die Wiederherstellung von Mangroven- und Salzwiesen-Lebensräumen sei beispielsweise eine vielversprechende Strategie, um die Aufnahme von CO2 durch diese küstennahen Feuchtgebiete zu erhöhen.

Andere Maßnahmen zur Eindämmung des menschlichen Einflusses auf die Emissionen, wie die Verringerung des Eintrags von Nährstoffen, organischen Stoffen und Abwässern in die Küstengewässer, könnten die Bilanz von Treibhausgasen weiter verbessern.

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Unterschiede bei den Weltregionen

Die stärksten Treibhausgas-Senken an den Küsten

- Erstens: die archipelagische Region Südostasiens, wegen ihrer ausgedehnten und produktiven tropischen Mangrovenwälder und Seegräser, die große Mengen an CO2 aufnehmen.

- Zweitens: Nordamerika wegen seiner großen Flächen an Salzwiesen, Mangroven und Seegräsern aber auch CO2-aufnehmender Fjorde.

- Drittens: Afrika mit einer großen CO2-Aufnahme durch Mangroven und Seegräser, die durch die Treibhausgasemissionen der Flussmündungen mäßig reduziert wird.


Mäßige küstennahe Treibhausgas-Senken

- Südamerika: mäßige CO2-Aufnahme durch küstennahe Feuchtgebiete, insbesondere Mangroven, und einige Treibhausgas-Emissionen aus Ästuaren.

- Australien und Neuseeland: lange Abschnitte von Küstenfeuchtgebieten, die CO2 aufnehmen, aber diese Region hat auch eine große Anzahl von Flussmündungen entlang ihrer Küsten, von denen viele eine Quelle für Treibhausgase sind.

- Westasien: Schwache Treibhausgas-Quelle durch Ästuare und mäßige CO2-Aufnahme durch Küstenfeuchtgebiete, hauptsächlich Seegräser.


Schwache küstennahe Treibhausgas-Senken

- Ostasien und Südasien: Die mäßige CO2-Senke in den Küstenfeuchtgebieten wird weitgehend ausgeglichen durch Treibhausgas-Emissionen aus den Flussmündungen.


Schwache Treibhausgas-Quellen an den Küsten

- Europa und Russland: Beide Regionen setzen an den Küsten „Netto“-Treibhausgase frei. Diese Regionen haben viele Gezeitenmündungen, die Treibhausgase freisetzen; ein kälteres Klima bedeutet auch, dass sie weniger Küstenfeuchtgebiete haben, die große Mengen an CO2 aufnehmen könnten.

(PM Hereon, ZMT und GEOMAR, gek.)

Den vollständigen Artikel finden Sie unter hereon.de

 


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