Invasive Pflanzenarten in Küstendünen
Im Interview berichtet Lorenz Peschel von der Universität Greifswald über seine aktuelle Feldforschung per Fahrrad von Rostock nach Gdansk. Seine Bachelorarbeit ist Teil des Projektes LIFE for Dunes PL.
- Was studierst du und worum geht es in deiner Bachelorarbeit?
Ich studiere Landschaftsökologie und Naturschutz an der Universität Greifswald. In meiner Bachelorarbeit beschäftige ich mich mit der Verbreitung invasiver Pflanzenarten auf Küstendünen entlang der Ostsee – konkret der spätblühenden Traubenkirche, der Kartoffelrose und den Weidenarten Salix acutifolia und Salix daphnoides. Ziel ist es, Hotspots und bislang unbeeinflusste Standorte zu identifizieren, die potenziell gefährdet sind. Dafür werte ich auch Bodenparameter und Klimadaten aus, um mögliche Ausbreitungsgebiete abzuleiten und präventive Maßnahmen zu ermöglichen. Dabei geht es vor allem um ein gezieltes Monitoring: Wenn man weiß, wo sich diese Arten ausbreiten könnten, kann man frühzeitig reagieren.
- Warum hat dich das Thema angesprochen?
Ich wollte mich in den Bereich Küstenschutz einarbeiten, weil das bisher im Studium nicht so Thema war. Außerdem finde ich Feldarbeit draußen angenehmer als Laborarbeit. Wenn mit den Ergebnissen dann noch ein Beitrag zum Naturschutz geleistet werden kann, finde ich das eine gute Sache.
- Wie gehst du methodisch vor?
Ich orientiere mich am Küstenradweg „EuroVelo-10“ von Rostock bis Gdansk. Alle 5 km halte ich an und dokumentiere möglichst objektiv, ob die vier Zielarten hier vorkommen, wie viele Individuen es sind, nehme die Höhe der drei höchsten Individuen auf und fotografiere alle Standorte. Alle 40 Kilometer führe ich Transektaufnahmen in den Dünen durch, bei denen ich Vegetationsdaten und Bodenproben, also pH-Wert, Humus und C/N-Verhältnis, auf 10×10 m großen Plots aufnehme. Den pH-Wert messe ich mit Teststreifen, die abends in einer Lösung ziehen und am nächsten Morgen gemessen werden; die weiteren Analysen erfolgen über ausgestochene Bodenzylinder im Labor.
- Wie sieht dein typischer Arbeitstag aus?
Morgens pH-Wert-Messungen, zusammenpacken und losfahren. Je nach Abschnitt kann es ruhige Strecken geben oder dichte Vorkommen. Das ist so ein bisschen wie Schnitzeljagd für Botaniker:innen. Zwischendrin kommen dann immer wieder die Spots mit den etwas aufwendigeren und zeitintensiveren Transektaufnahmen.
- Wonach hast du die Transekte ausgesucht?
Über Google Street View habe ich vorab Standorte identifiziert, die nah an meiner Route liegen und potenziell Vorkommen zeigen. Dabei konzentriere ich mich eher auf den hinteren Dünenbereich – dort wachsen die Arten häufiger als in der Strandhaferzone.
- Wie viel Zeit hast du dir insgesamt dafür genommen?
Von den gesamten 660 km habe ich die ersten 180 Kilometer bereits geschafft und für die restlichen 500 Kilometer bis Danzig habe ich 10 Tage eingeplant. 70 km täglich sollten realistisch sein, vielleicht auch ein bisschen mehr, das wird sich dann zeigen.
- Was sind deine Erwartungen an die nächsten Wochen und an deine Ergebnisse?
Das kann ich noch gar nicht so abschätzen. Ich würde mich auch jeden Fall über gute Radwege freuen. Was die Ergebnisse angeht, hoffe ich auf eine solide Datengrundlage zur räumlichen Verbreitung und langfristigen Überwachung. Die Bodenproben sind für mich momentan noch Forschung ins Blaue.
- Gibt es Datengrundlagen zum Vergleich deiner Ergebnisse?
Einige Studien z. B. von Hiddensee bieten Ansätze, aber grundsätzlich ist die Datenlage eher dünn. Auch KI-gestützte Pflanzenbestimmungstools wie Flora Incognita geben Anhaltspunkte, können jedoch meiner Meinung nach meine detaillierte, systematische Erhebung nicht ersetzen.
Danke für das Interview und eine gute Weiterreise.
Das Interview führte Nardine Stybel.