Seegras-Wiederansiedlung in MV

Im Rahmen des Projektes SeaStore wird im Juli 2025 erstmalig Seegras zu Forschungszwecken gepflanzt. In der Wismarbucht und vor Heiligendamm werden dazu Fachleute von Forschungseinrichtungen Seegras aus bestehenden Wiesen entnehmen und einzeln auf nicht mehr besiedelten Sandflächen einpflanzen. Untersucht wird, wie schnell die verpflanzten Seegräser anwachsen und wie lange es dauert bis sich die Setzlinge vermehren und dichte Seegraswiesen ausbilden.
Warum brauchen wir Seegraswiesen?
Seegraswiesen haben viele tolle Eigenschaften: Sie bieten Lebensraum für eine Vielzahl an Organismen. Der Hering legt hier zum Beispiel seine Eier ab. Seegraswiesen dienen auch dem Küstenschutz, indem sie den Sand in dem sie wachsen stabilisieren. Dadurch kann die Trübung des Wassers reduziert werden. Studien haben auch gezeigt, dass durch Seegras die Anzahl an krankheitserregenden Mikroorganismen verringert werden kann. Nicht zuletzt wird durch Seegraswiesen langfristig Kohlenstoff im Sediment gespeichert und natürlicher Klimaschutz betrieben. Je länger eine Wiese wächst, desto mehr Kohlenstoff kann eingelagert werden. Leider sind die Seegraswiesen in der deutschen Ostsee im letzten Jahrhundert drastisch zurückgegangen, was größtenteils auf ein Übermaß an Nährstoffen und eine hohe Wassertrübung zurückzuführen ist.
Dass sich Seegras in der Ostsee erfolgreich anpflanzen lässt, hat das Forschungsprojekt SeaStore bereits bewiesen. So wurden schon in 2021 Seegrasflächen in Schleswig-Holstein vor Kiel und Maasholm und in 2022 in der Geltinger Bucht angepflanzt. Nun sollen die Bedingungen an der Mecklenburgischen Küste genauer unter die Lupe genommen werden.
Wie funktioniert die Seegrasanpflanzung?
Bei der sogenannten Einzel-Spross-Methode werden einzelne Seegras-Setzlinge aus einer bestehenden Wiese, der sogenannten Spenderwiese, entnommen, sortiert und auf einer benachbarten Fläche wieder in den Boden gesetzt. Dabei reichen etwa acht Setzlinge pro Quadratmeter aus, da sich die Seegraswiese erwartungsgemäß schnell verdichtet. Sowohl die Spenderwiese als auch die neu gepflanzte Wiese werden ca. zwei Jahre lang vom Forschungsteam beobachtet und beprobt.
Zunächst sollen zwei Testflächen mit je zwei 16x16m großen Feldern bepflanzt werden, eine in der Wismarbucht, die zweite vor Heiligendamm. Dazu wird ein Forschungsteam aktiv sein und mit kleinen Booten in Küstennähe arbeiten. Die Anpflanzungen sollen im Sommer 2025 stattfinden. Im Sommer ist die Wahrscheinlichkeit, dass frisch eingepflanzte Seegräser durch die Strömung herausgerissen werden, am geringsten. Die Flächen werden weiterhin nutzbar sein. Es gibt keine Einschränkungen für Schwimmen oder Schnorcheln. Das Ankern in den frisch gepflanzten Seegraswiesen ist allerdings nachteilig für den Erfolg der Maßnahme. Ein vermehrtes Anschwemmen von Seegras ist nicht zu erwarten.
Sie wollen auf dem Laufenden bleiben?
Am 23. Juli 2025 lädt die Küsten Union Deutschland (EUCC-D) zu einem Seegrastag ein. Von 11 bis 16 Uhr sind Interessierte am Strand Timmendorf auf Poel eingeladen, sich über das Vorhaben zu informieren, eigene Meinungen einzubringen und eine Menge über Seegras zu lernen.
Auch beim diesjährigen Artenschutztag am 22.05.2025, dem Internationalen Tag der Biologischen Vielfalt, hat EUCC-D im Rostocker Zoo die Forschungsaktivitäten zur Wiederansiedlung von Seegras in der Ostsee vorgestellt. Dabei kam ein interaktives Quiz zum Einsatz, bei dem die kleinen und großen Gäste ihr Wissen über die einzigartigen blühenden Wiesen im Flachwasser überprüfen konnten. Danach wurden sie selbst aktiv und pflanzten selbstgestaltete Seegräser im nachgebildeten Meeresboden ein.
Weitere Informationen über Seegras und das SeaStore-Projekt sowie regelmäßige Updates gibt es auf www.seegraswiesen.de, über Instagram oder LinkedIn: #seastorebaltic