Blaualgenblüten mögen es auch kalt – und nicht nur warm

Cyanobakterien – auch Blaualgen genannt – können Giftstoffe bilden, dem Gewässer Sauerstoff entziehen und Wasserpflanzen das Licht zur Photosysnthese nehmen. Blaualgenblüten gefährden so aquatische Ökosysteme mit ihren Lebewesen sowie Trinkwasserressourcen und Badegewässer.

Diese Algenblüten hat man vor allem im Kontext des Klimawandels im Blick, denn wärmere Wassertemperaturen über 25 Grad Celsius begünstigen das Wachstum von Cyanobakterien – so bislang der wissenschaftliche Tenor. Nun hat ein Forschungsteam des internationalen Netzwerks zum wissenschaftlichen Seenmonitoring (Global Lake Ecosystem Observatory Network – GLEON) aufgezeigt, dass Cyanobakterienblüten auch bei relativ kalten Wassertemperaturen unter 15 Grad Celsius im See entstehen können – selbst unter einer Eisschicht. Dazu nutzten die Forschenden bereits vorhandene wissenschaftliche Daten, auch solche die von Bürgerwissenschaftler*innen über eine App bzw. mithilfe von Mikroskopiersets erhoben wurden.

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Blaualgenblüten kommen vor allem in nährstoffreichen, „überdüngten“, Gewässern vor – egal ob in kalter oder warmer Umgebung. Auch zeigte sich, dass es oft die gleichen Arten von Cyanobakterien sind, die sowohl im warmen als auch im kalten Wasser Massenentwicklungen ausbilden. Diese weisen jedoch bestimmte Charakteristika auf: Sie haben eine breite Temperaturtoleranz und besondere Überlebensstrategien für kalte Temperaturen entwickelt – wie beispielsweise Kälteschock- und Gefrierschutzproteine oder eine kälteresistente Zellwand aus ungesättigten Fettsäuren.

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Die Autor*innen klassifizierten drei Arten von Cyanobakterienblüten im Kaltwasser, je nachdem, wie sie entstehen. Erstens: Oberflächenblüten, die bei kalten Wassertemperaturen initiiert werden und andauern. Zweitens: Cyanobakterienblüten, die in der sogenannten Sprungschicht entstehen, wo zwei Wasserschichten mit starkem Temperaturgefälle übereinanderliegen und die durch physikalische Prozesse an die Oberfläche gebracht werden. Und drittens: Algenblüten, die bei wärmeren Temperaturen beginnen und bei kalten Temperaturen anhalten.

Die zweite Art von Cyanobakterienblüten, die in der Sprungschicht entsteht, bleibt in der Regel zunächst unentdeckt, weil sie in den tieferen Wasserschichten stattfindet. Doch durch Stürme können diese Algen an die Oberfläche gelangen.

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Doch auch wenn die Cyanobakterienblüten in den tieferen Schichten des Sees verbleiben, können sie für das Ökosystem und die Gesundheit gefährlich werden. So befinden sich Trinkwasserentnahmestellen oft weit unter der Wasseroberfläche und unbemerkte Cyanobakterienblüten können dann das gewonnene Trinkwasser mit Giftstoffen belasten.

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(PM IGB, gekürzt)

Weitere Informationen unter igb-berlin.de


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